Hasen Geschichten

Zum Gedenken an meinen mütterlichen Großvater Josef Bütterich (1906-1980), der diese Kindergeschichte ungefähr Anno 1947 geschrieben hat.

Der Hasen-Roller

Hinter dem Buschenranger im Häuschen der Osterhasen hatte es in diesen Tagen viel Arbeit gegeben. Mühsam war schon das Eierlegen aber auch das Eierfärben der vielen runden Dingerging nicht ohne Schweiß ab. Am schnellsten wurden noch die einfarbigen fertig, die bald in langen Reihen rot, gelb, blau und grün auf den Regalen lagen. Das Bemalen der anderen, die mit bunten Sternen, Blumen und Punkten farbenfroh und licht wie der Frühling selbst werden sollten, klappte zuerst gar nicht. Weil aber alle zusammen halfen, gelang es doch und am Gründonnerstag in der Frühe stand alles bereit.

Vergessen waren die harten Worte des Hasenvaters und sein derbes Zupacken an den Ohren der Hasenbuben, wenn sie sich gar zu ungeschickt anstellten - jetzt zeigte der Kalender den Ostertag, und es galt, die Nester der Menschenkinder zu suchen und dort die schönen Sachen abzulegen.

Bald starteten alle, den neuen Huckelkorb auf dem Rücken, zur frohen Osterfahrt. Der Hasenvater mit dem alten Motorrad, die Buben und Mädel aber mit den schnellen Osterhasen-Rädern. Nur die Mutter blieb mit dem kleinsten Hasenbüblein zurück. Herrlich stand der Frühlingstag über dem Hasenhaus, kerzengerade stieg der Rauch in die blaue Luft und von fernher summten und sangen die Osterglocken. Verträumt schauten die beiden Hasen in die Pracht und Schönheit der Gotteswelt. Da entdeckte Mutter Hase plötzlich ein Rauchfähnchen abseits des Dorfes, und nun fiel ihr zum Schrecken ein, dass sie etwas Wichtiges vergessen haben. Sie wollte ihrem Osterhasen-Mädchen, welches die Osternester des Dorfes versorgten, noch einen besonderen Auftrag mitgeben. Dort, wo das Rauchfähnlein zum Himmel stieg, wohnte in einer kleinen Hütte Dieter, das Flüchtlingskind, mit seiner Mutter. Das kleine Haus wurde gar oft vergessen und die beiden stillen Menschen übersehen. Nun hatte die Hasenmutter im Trubel des Ostertages auch nicht an den Buben gedacht, und sie überlegte jetzt, wie sie den Schaden wieder gutmachen könnte.

Das kleine Hasenbüblein hatte den Selbstgesprächen seiner Mutter aufmerksam zugehört, und soviel verstand der kleine Kerl schon, dass am heutigen Tag der Hase kein Menschenkind leer ausgehen durfte. Als sich die Mutter kurze Zeit später im Hühnerstall zu schaffen machte, da ließ es dem Häschen keine Ruhe: Bestimmt hatte Klein-Dieter auch ein Nest gebaut, hatte es schön mit Moos und Heu ausgepolstert und hoffte nun, dass die Hasen ihm ein paar Eier hineinlegten. "Zwei bunte sind noch auf dem Regal", murmelte das Häslein und ließ sie vorsichtshalber in der Tasche seiner braunen Jacke verschwinden. Aber wie zum Dorf hinüber kommen?! Die schnellen Hasenräder hatten die Geschwister mitgenommen; laufen aber wollte das Häslein der vielen großen und kleinen Hunde wegen nicht. Da kam ihm ein guter Gedanke. Es hoppelte zur Holzlege, wo in einer Ecke sein roter, flinker Roller stand. Mit dem konnte man sausen, dass einen kein Hund erwischte. Leise zog ihn das Häslein heraus - die Mutter brauchte nichts zu merken, die hatte genau wie die Menschenmütter um ihr Kleinstes viel zu viel Angst. 

Ein Schwung -- und bald sah man nur noch das weiße Schwanzspitzchen um die Ecke verschwinden. Wie der Wind ging es dahin, dass sich die Ohren ganz umlegten. Die Haselstöcke schüttelten erstaunt ihre Kätzchen, und ehe die Gänseblümchen auf der Wiese ihr roten Äuglein ausrieben, war das Häslein schon vorbei. Bald stand es vor der Hecke des niedrigen Häusleins und hatte auch gleich das Nest erspäht. Ein armseliges Körbchen stand aber schön mit altem Gras und frischem Moos ausgelegt. Langsam schlich das Häslein näher, stellte die Ohren auf, lauschte ein wenig, wippte ein paar Mal  mit dem Schwänzchen und legte dann zwei farbige Eier in das grüne Moos. Ob ihm nun die beiden Eier zu armselig vorkamen, oder ob in diesem Augenblick die Not des Flüchtlingskindes das Häslein packte, wir wissen es nicht... es tat auf alle Fälle etwas ganz Eigenartiges, etwas, das ihm bestimmt nicht leicht fiel und das der alte Weißdornstrauch in der Hecke später den ganzen Sommer hindurch lobend erzählte. Vorsichtig lehnte das Häslein seinen schönen roten Roller, sein Lieblingsspielzeug neben das Nest und huschte zur Hecke hinaus. Dann sprang es über den Acker, machte ein paar Mal ein Männchen und war lustig und fröhlich in seinem Sinn, wie eben ein Wesen zu Mute ist, das ein gutes Werk vollbracht hat.

Der kleine Dieter aber wunderte sich sehr, als er ein wenig später neben den zwei schön gefärbten Eiern einen roten Roller sah. Mit hellem Jauchzen probierte er ihn aus und merkte gar bald, dass er damit sausen konnte, dass fast die Ohren vom Kopfe flogen.


Ich habe Anno 2006 verschiedene CD`s (Roms) rund um Handarbeitsthemen gestaltet, u.a. zwei  Versionen "Osterzeit".  Dort habe ich Opis Geschichte mit rein gebracht und wurde zu einer eigenen Inspiriert, die ich hier und heute etwas verändert habe. Eierfärben könnt ihr nach den hier verwendeten Rezepten die aus einem alten Buch stammen...

Mutter Hase vergaß Eierfarbe zu kaufen und nun hatten alle Geschäfte zu und sie musste doch über Nacht fleißig viele... Eier für die Menschenkinder färben. Sie war ganz verzweifelt. Doch Oma Hase tröstete ihre Tochter, denn sie wusste Rat. "Als ich noch Eier färbte, da gab es noch keine fertigen Farben zu kaufen. Von meiner Mutter lernte ich, dass man die Eier mit natürlichen Zutaten prima färben kann." Eilig suchte sie alle Zutaten zusammen, während ihre Tochter und die Enkelkinder erstaunt zusahen, während sie ihr halfen. So wurden gekochte Eier in Rote-Bete-Saft gelegt. Die Enkelin Hase konnte es nicht erwarten und fischte sich eines mit dem Esslöffel heraus, sie war enttäuscht, da das Ei eher Rosa als Rot war. Oma Hase nahm ihr das Ei ab und legte es wieder lächelnd in die Flüssigkeit. "Nicht so ungeduldig meine Kinder. Je länger ihr die Eier in den Flüssigkeiten liegen lässt, desto intensiver ist das Ergebnis. Wartet mindestens 5-10 Min. bis ihr sie wieder raus holt."

So wurden 20 g getrocknete Mateblätter in 1 l Wasser erhitzt und gekochte Eier in den abgekühlten Aufguss gelegt. Mutter Hase holte hier die Lindgrünen Eier heraus. Und 20 g getrocknete Heidelbeeren 10 Min. in 1 l Wasser gekocht. Bevor Oma Hase die rohen Eier dazu gab und 10 Min. weiter kochen lies. Enkelin Hase holte hier die Blauschwarzen Eier heraus. Mutter Hase gab 20 g Curcumarhizorn in 1 l Wasser und lies die Flüssigkeit 10 Min. kochen, bevor die rohen Eier dazu kamen und 10 Min. weiter kochen lies. Alle erfreuten sich an der Hellgelben Farbe der Eier. Vater Hase wollte gerade die gesammelten Zwiebelschalen seiner Schwiegermutter entsorgen, als sie ihm diese noch rechtzeitig mit grimmiger Miene abnahm. "Die werden 30 Minuten im Wasser gekocht...". Er verzog das Gesicht "Ich mag keine Zwiebelsuppe". Seine Frau gab ihm lachend einen Kuss auf die Wange. "Es soll doch nur die gelbe Farbe ausgelaugt werden, bevor wir die gesiebte Flüssigkeit abkühlen lassen und die gekochten Eier darin 30 Min. ziehen lassen. Du magst doch die braunen Eier ganz besonders gerne."

Alle halfen mit, die gefärbten Eier mit Speckscheiben einzureiben, damit sie alle schön glänzten.

(Geschrieben v. Sabine Kraus)

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